Am vergangenen Wochenende hatten Doreen und Carmen im Rahmen der Netzwerktagung der Stiftung Interkultur die Gelegenheit, sich mit rund 90 StadtgärtnerInnen aus ganz Deutschland auszutauschen und zu vernetzen. Die Stiftung Interkultur fördert seit 2003 Interkulturelle Gärten als Orte des Austausches und der Partizipation durch gemeinsames Engagement in urbanen Gärten. Dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung konnten wir im Stadtgarten Glaucha u. a. unsere Regenwassertanks einrichten und Gartengeräte anschaffen.
In Potsdam gab es verschiedene Vorträge und Projektvorstellungen rund um das Thema „Interkulturelle Gärten als Naturerfahrungsräume für Kinder und Jugendliche“. Es war sehr beeindruckend zu sehen und zu hören, welche wunderbaren Gärten Menschen gemeinsam und größtenteils in Eigenarbeit, d. h. freiwillig und unentgeltlich, aufgebaut haben. In Marburg gibt es neben einem Interkulturellen Garten auch einen Abenteuergarten für Kinder. Auf einer nicht eingezäunten Fläche können Kinder hier toben, werkeln und natürlich gärtnern.
Der Mädchengarten in Gelsenkirchen verfügt zum Beispiel über ein Färbermobil, in dem Mädchen mit Pflanzen, die sie im Garten anbauen, selbst Farben herstellen und damit Textilien färben.
Die Prinzessinengärten in Berlin stellten das Projekt Stadtsafari vor, dessen Ziel es war, Jugendlichen die Erfahrung der Aneignung von urbanem Raum zu vermitteln. Hier wurde wieder sehr deutlich, dass Beteiligungsprojekte nicht wie in der Politik gerne angenommen, mal eben so nebenbei durchgeführt werden können, sondern viel Zeit und Engagement brauchen.
Der Anspruch ein Angebot für die Erfahrung zu schaffen, eigene Ideen zu entwickeln und damit selbst etwas bewegen und verändern zu können durchzog viele der Vorträge und Projektvorstellungen und ist ein zentrales Anliegen vieler Interkultureller Gärten.
Das Allmende-Kontor aus Berlin ist eine relativ neue Initiative, die zum einen eine selbstorganisierte Anlauf- und Vernetzungsstelle für Stadtgärten ist und zum anderen auf dem Tempelhofer Feld, dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof aktiv gärtnert.
Ein Beispiel dafür, dass man in Gärten nicht nur pflanzen und ernten kann, liefert das Projekt “Gesundheit und Ernährung” der Internationalen Gärten Göttingen, übrigens einem der ersten Interkulturellen Gärten Deutschlands.
Neben den schönen Seiten des urbanen Gärtnerns wurde auch deutlich, dass viele Projekte vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Über Zwischennutzungen kann man zwar günstig Flächen bekommen, muss dafür aber auch Instabilität in Kauf nehmen. Es gibt keine Planungssicherheit, wenn man jedes Jahr aufs Neue damit rechnet, einem Investor und möglichen Parkplätzen das Feld überlassen zu müssen. Auch die Finanzierung ist ein immer wieder kehrendes Problem und mit der Logik der Projektförderung verknüpft. Man stellt für einen kurzen Zeitraum ein Projekt auf die Beine, aber nach Ablauf des Förderzeitraums, gibt es häufig keine Ressourcen, um die Arbeit weiterzuführen.
Zusätzlich zu den Vorträgen gab es verschiedene Workshops: von der Herstellung von Naturkosmetik, über Tipps zur Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Debatte der Forschung zu Interkulturellen Gärten und der Frage, inwieweit es sich hier um eine politische Bewegung handelt.
Den Samstagnachmittag konnten wir im wunderschönen Integrations- und Schulgarten „Am Schlaatz“ verbringen, wo wir von den Gartenaktiven unglaublich vielfältig mit allerlei vegetarischen Köstlichkeiten versorgt wurden, wie z. B. Beerenpizza aus dem Lehmofen.
Wir haben ein tolles Wochenende mit beeindruckenden, sehr netten Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen verbracht und bringen viele neue Anregungen für den Stadtgarten Glaucha mit.
Hier findet Ihr weitere Informationen und Links rund um das Thema Interkulturelle Gärten und urbane Landwirtschaft.
Auch einen Klick wert: Die Stiftung Interkultur ist Teil einer Stiftungsgemeinschaft, die offene Werkstätten vernetzt und fördert.
Zu guter Letzt noch ein Veranstaltungshinweis: Heute Abend findet im Stadtgarten Connewitz in Leipzig eine Lesung mit Christa Müller statt, wo sie den aktuellen Sammelband zu Urban Gardening vorstellt.