Eine Forderung und ein Wunsch, den man wohl in vieler Hinsicht teilen kann. Doch was bedeutet dieses “mehr” vor allem vor dem Hintergrund der schrumpfenden Stadt Halle (Saale). Diese Fragestellung galt es während der drei Panels von verschiedenen Seiten zu beleuchten.
Auch Postkult war dankenswerter Weise von der Bundestagsfraktion der Grünen ins MMZ eingeladen worden. Andreas und Martin nahmen diesen Termin für den Verein war und durften vorne neben dem Moderator Herrn Kuhn (MdB), Frau Prof. Dr. Dalbert (Spitzenkandidatin der Grünen in Sachsen-Anhalt), Gernot Lindemann (IBA-Eigentümermoderator in Glaucha) und Dr. Steffen Fliegner (Stadtplanungsamt Halle) Platz nehmen. Thema dieses Panels war Bürgerschaftliches Engagement und Kreativwirtschaft im Stadtumbau.
Freilich ein weites Feld der Diskussion. Die Unschärfe des Begriffs Kreativwirtschaft machte eine Diskussion allerdings etwas schwer, da für uns kreativ nicht ausschließlich IT-Betriebe, Künstler und Ähnliches sind. Kreativität kann auch in Gastronomie, in “klassischem” Handwerk oder in Kunst diesseits und jenseits der Vermarktbarkeit, in besonderen “Angeboten” (oder besser: Entfaltungsmöglichkeiten) in Bildung und Freizeit, in besonderen Lebensstilen und vielem mehr ihren Ausdruck finden. Selbst wenn es berechtigt wäre die Prämisse zu setzten, dass es vor allem die Designer, “Urbanisten”, Künstler, Mediendienstleister und Garagenstartups sind, die durch ihren Arbeits- und Lebensstil als räumliche Katalysatoren wirken, darf aus unserer Sicht dabei die Frage nicht aus dem Blick geraten, welche Entwicklungen es denn sind, die da beschleunigt werden (sollen). In Teilen ist dies ja durchaus auch in dieser Breite diskutiert worden. Nur: Der zumindest unterschwellig vor allem ökonomisch ausgerichtete Begriff der Kreativwirtschaft, der in der Diskussion schließlich zum Dreh- und Angelpunkt wurde, scheint uns schlicht und einfach mit Blick auf die Rolle der “Kreativen” in der Stadtentwicklung (und übrigens auch mit Blick auf unsere Selbstwahrnehmung) als Orientierungshilfe nicht auszureichen.
Auch die für Zwischennutzer so dringende Frage nach Unterstützung für die Dauerhaftigkeit und Verstetigung bestimmter Projekte blieb weitgehend unbeantwortet. Hier hätten wir uns von politischer Seite mehr Ideen und Unterstützungsangebote erwartet und erhofft.
Übereinstimmung herrschte bei der positiven Bewertung von Zwischennutzungen für die Stadtentwicklung. Aber dies ist wohl inzwischen fast ein Allgemeinplatz. Insgesamt ist die Veranstaltung vielleicht hinter unseren – wahrscheinlich zu hohen – Erwartungen zurückgeblieben. Allerdings wurde deutlich, dass zumindest für die Grünen im Land Sachsen-Anhalt die Unterstützung von Zwischennutzungen in der Stadtentwicklung auf der politischen Agenda steht. Das nehmen wir mit und hoffen, dass auch der Kontakt zu den Mandatsträgern in Stadtrat und Bundestag aufrecht erhalten werden kann.
Dennoch fordern wir mehr Unterstützung und Sicherheiten für Zwischennutzungen in Halle (Saale), sowie eine Person in der Stadtverwaltung, die sich intensiv um Vereine, Initiativen und Privatpersonen kümmert, die z.B. Denkmäler und Gebäude einer sinnvollen Nutzung zuführen und den Erhalt der Objekte sichern wollen! Dieser Wunsch ist kein utopischer, es ist im Grunde nichts als die Bitte, die im Rahmen der IBA2010 im Teilprojekt Glaucha auf diesem Gebiet gemachten Erfahrungen zu verstetigen und weiter zu entwickeln.